Konflikte in der Beziehung? Wie wandle ich sie?

Wie Konflikte in der Beziehung fruchtbar werden

Konflikte gibt es in jeder Beziehung: beruflicher, familiärer partnerschaftlicher …

Konflikte_Beziehungsstress

Kann ich Konflikten aus dem Weg gehen?

Ein bereichernder Gastbeitrag…

… ist von einem Mann, der gerne seine neu erlebte Erfahrung in seiner Paarbeziehung (erprobte Streitkultur) anderen Paaren zur Verfügung stellen will.

Dankend folge ich seinem Wunsch.

Wir kennen Konflikt-Situationen, in denen wir die Partnerin / den Partner am liebsten auf den Mond schießen würden.

Konflikte und übliches Verhalten:

  • Sich verletzt fühlen, beleidigt zurückziehen, überhaupt nicht darüber reden.
  • Jeder ignoriert sein Gegenüber, will es bestrafen: Mein Partner soll doch merken, dass ich verletzt bin.
  • Wenn er mich mag, dann kann er aus meiner Reaktion „zwischen den Zeilen“ lesen, dass er mir weh getan hat. Dafür soll er büßen.

Wiederholt sich dieses Muster bei vielen ähnlichen Situationen, kommt Groll auf. Die Probleme werden immer größer. Hinterher weiß keiner mehr, wie es angefangen hat. Jeder schustert dem anderen die Schuld zu. Die Partner sind sich unsicher, ob sie sich überhaupt noch lieben.

Was Paare nicht können: Beim Streit weglaufen.

Sie sollen es auch nicht. Es treffen Universen an unterschiedlichen Persönlichkeiten aufeinander. Die Partner bringen ihre eigene Geschichte und auch ihren Erfahrungsschatz mit in die Beziehung hinein.

Konflikt und Streit in der Beziehung gibt es immer mal wieder – wenn auch wegen Kleinigkeiten. Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Der Konflikt an sich ist nicht das Problem. Das Problem ist oft die Art und Weise, wie es versucht wird, Konflikte zu lösen. Es fehlt einfach die Streit-Kultur.

Haben wir überhaupt gelernt, wie wir „richtig“ streiten können? Gibt es gar eine Streit-Kultur?

Konflikte - Unsere Liebe

Konflikte und das Verhalten mancher Partner: 

  • gehen sich dann aus dem Weg, so gut es nur geht,
  • lassen den anderen seine Verletzung spüren,
  • reden nicht mehr darüber, was zum Streit führte,
  • denken oft über ihre eigenen Anteil am Konflikt nicht nach.

Nach einiger Zeit, gerade bei älteren Ehepaaren, die sich bei solchen Anlässen nicht sofort trennten, wie es heute häufig der Fall ist, wird dann wieder miteinander geredet, als wäre nichts gewesen. Aber unterschwellig lebt die Verletzung weiter. Sie wurde nicht behandelt, nicht gewandelt, nicht geheilt, sondern verdrängt und verschwiegen.

So geht das Spiel nach einer Weile wieder von vorne los, mit den gleichen Spielchen, nach dem gleichen Muster. Das nennt man dann wohl Teufelskreis.

Wie können die Paare Konflikte wandeln, damit sie für ihre Beziehung fruchtbar werden?

Gerade bei Paaren, die eine neue Beziehung angefangen haben, ist wichtig, sich über solche Mechanismen des Missverstehens im Klaren zu sein, damit sie nicht althergebrachten Mustern entsprechen und diesem Teufelskreis verfallen.

Was hilft, diese Konflikte zu lösen?

  • Offenheit,
  • Klarheit und
  • wohlwollend miteinander reden.

Ein praktisches Beispiel und die Möglichkeiten, damit umzugehen:

Ein Mann und eine Frau um die 60 Jahre haben gerade neu eine Beziehung angefangen, mit viel Enthusiasmus und voller euphorischer Gefühle. Nach dem Motto von Hesse: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne….“.

Auch diese Generation ist in der modernen Zeit angekommen und schreibt sich fleißig nette Nachrichten über Whatsapp, versehen mit vielen gefühlvollen Emojis.

Konflikt-Gefühle-Whatsapp-Beziehung     Konflikt-Ausdrücke-Smils

Er: An einem schönen Tag unterwegs schreibt er aus einer guten Laune heraus, ohne darüber groß nachzudenken:
„Irgendwie mag ich dich. Weiß auch nicht, warum.“

Sie antwortet: „Gefühle können nicht argumentieren und ändern sich abrupt“.

Er ist sofort beleidigt, fühlt seine Gefühle nicht anerkannt und abgetan mit einer für ihn wissenschaftlichen Erklärung. Er schreibt böse zurück:
„Kannst du es einfach so stehen lassen ohne Kommentar? Ich möchte darüber nicht wissenschaftlich diskutieren. Ich mag Dich! Fertig, ohne Diskussion.“

Sie antwortet: „Natürlich! Ich bin keine Wissenschaftlerin, dachte nur an Deinen Humor und spielerische Fähigkeiten.“

Dann war erst einmal Ruhe im Karton.

Jetzt überleg mal selbst, wie die Missverständnisse zum Konflikt führten

  • Er denkt, sie wolle seine Gefühle nicht ernst nehmen und reagiert pikiert.
  • Sie wollte aber nur einen Spaß machen und an seinen Humor und seine spielerischen Fähigkeiten anknüpfen, und fragt sich natürlich mit Recht, was ihn zu einer solch harschen Reaktion getrieben hat.

Spielen wir die Möglichkeiten durch, welche Reaktionen zu erwarten sind:

  1. Als erstes könnte nach vorhandenen Mustern ein Beleidigt-Sein bei ihr die Folge sein.
  2. Je nach Temperament können dann schon mal die Worte fallen: „Was soll das denn? Du kannst mich mal! Zur Hölle mit dir!“
  3. Oder ein Sich-Zurückziehen mit großem Schmollmund.

Das alles nur, wenn die Reaktion in der ersten Erregung darüber unmittelbar danach stattfände.

Diese Reaktionen sind kontraproduktiv, denn sie würden das Problem verschlimmern, oder verschleppen mit der großen Gefahr, dass es an anderer, ähnlicher Stelle erneut zutage tritt.

Die einzige Alternative heißt:

Nicht sofort, doch zeitnah reagieren, die Verletzung ansprechen.

In der ersten Erregung würde die Reaktion zu harsch ausfallen. Beim Innehalten kann ich ein bisschen Abstand gewinnen. Somit legt sich die erste Gefühlsregung schon. Vielleicht ist in dieser Zeit schon eine erste Überlegung möglich:

  • Warum hat er/sie so reagiert?
  • Was kann ihn/sie dazu veranlasst haben?
  • Waren meine Worte Mitauslöser?

So komme ich dem anderen schon näher, indem ich mich versuche, in ihn/sie hineinzuversetzen. Ich kenne ihn/sie ja eigentlich. Er/sie ist normalerweise nicht so verletzend. Was hat ihn/sie nur dazu gebracht?

Durch solche Fragen öffne ich schon einmal mein Herz, mache es aufnahmefähig, stimme mich positiv auf mein Gegenüber ein.

Trotzdem kann es ja sein, und in diesem Fall ist es auch so, dass ich nicht alles verstehen und einordnen kann. Deshalb ist ein Gespräch unabdingbar und es sollte nicht allzu lange auf sich warten lassen. Sagen wir mal, spätestens einen Tag danach.

Bei diesem Gespräch sollten die Verletzungen offen und ehrlich angesprochen werden. Das erfordert Mut, eine innere Bereitschaft und das Vertrauen, dass es nicht gegen den anderen persönlich gerichtet ist.

Nehmen wir an, dieses Gespräch findet auf folgende Weise statt:

Sie: „Ich habe Deine Reaktion auf meine angeblich wissenschaftliche Erklärung nicht verstanden. Ich hatte nichts Böses im Sinn. Ich fand deine Reaktion zu harsch. Außerdem fand ich deinen Satz: „Ich mag Dich. Ich weiß auch nicht warum“ gar nicht liebevoll und romantisch.“

Er: Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, darüber nachzudenken, was ich ihr eigentlich sagen wollte. Besser hätte ich wohl gesagt: „Ich kann es noch nicht so richtig in Worte fassen, aber ich mag dich.“

Das ist übrigens ein großer Nachteil von solchen Kurznachrichten, dass sie nur oberflächlich sind und nicht das ausdrücken können, was mit mehr Worten besser auszudrücken ist.

Hier ein Appell an Paare:

Schreibt besser Liebesbriefe, und zwar per Hand!!

Er versucht nachzuvollziehen, was sie eigentlich gemeint hatte, als sie diese scheinbar wissenschaftliche Erklärung für das Gernhaben fand. Und ihm wird klar, dass seine Reaktion gar nichts, aber auch gar nichts mit ihr zu tun hatte, sondern nur mit ihm selber und seinen früheren negativen Erfahrungen. Seine Gefühle wurden nicht anerkannt und er hatte eine „Allergie“ entwickelt, wenn es auch nur den Hauch eines Anscheins gab, es ginge in diese nach altem Muster bekannte Richtung. Leider war es so, dass sie es jetzt sozusagen „ausbaden“ musste, dass er solch negativen Erfahrungen gemacht hatte.

Ich möchte hier Mut machen.

Es geht! Die Paare können und sollten Konflikte auf diese vorbildliche Art ansprechen.

Die Partner können Konflikten den Nährboden des unterschwelligen Gärens entziehen und liebe- und vertrauensvoll, aber und auch in aller Offenheit und Klarheit die Probleme gleich zu Beginn ansprechen.

Konflikte gelöst? Wie fühlt man sich danach?

Erleichtert, klar und überhaupt nicht beleidigt. Und vor allen Dingen: nichts bleibt zurück, es geht weiter, bis zum nächsten Mal, das garantiert kommen wird …

Die Partner haben nun ein neues „Handlungs-Muster“ entwickelt, wie Konflikte und die gegenseitigen Verletzungen zu besprechen und zu lösen sind.

Die Paare haben Einfluss darauf, die schwierigen Phasen in der Paarbeziehung durchzustehen und liebevoll zu gestalten. Die Angst vor einer solchen Konfrontation mit den eigenen Schwächen schwindet. Das es nicht einfach ist, weiß inzwischen fast jeder, der ernsthaft eine Paarbeziehung sucht.

Zum Schluss ein Auszug aus Rainer Maria Rilkes Text über die Ehe (Partnerschaft), passend damals wie heute:

„…. Aber, das Bewusstsein vorausgesetzt, dass auch zwischen den nächsten Menschen unendliche Fernen bestehen bleiben, kann ihnen ein wundervolles Nebeneinanderwohnen erwachsen, wenn es ihnen gelingt, die Weite zwischen sich zu lieben, die ihnen die Möglichkeit gibt, einander immer in ganzer Gestalt und vor einem großen Himmel zu sehen!…. “

Dieser Himmel ist großartig. Schaut hinein!

 

In Liebe

G. H.

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2 Kommentare zu “Konflikte in der Beziehung? Wie wandle ich sie?

  1. Gerd und Christine Spranger

    Vielen Dank für die umfassenden Infos zu dem Thema.
    Zugegeben: Konflikte zu lösen in der Partnerschaft ist oft nicht ganz einfach. Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Und dennoch gehört auch immer ein Stückchen guter Wille dazu. Will ich das Problem wirklich in den Griff kriegen, weil ich den anderen noch liebe? Will mein Partner das auch? Oder geht es mir eher darum, ein Problem zu inszenieren, weil ich aus der Beziehung aussteigen will?
    Wie kann man Partnerkonflikte wirklich lösen? Ich denke, viele Paare wissen im tiefsten Herzen, dass der Partner oder die Partnerin eigentlich ein guter Kerl ist. Mit Konflikten kann man gelassen umgehen, man kennt sich ja gut und kann die andere Person gut einschätzen. Außerdem meint es der andere meist ja gar nicht so. Im Eifer des Gefechtes schlagen die Emotionen allerdings hohe Wellen und sind kaum zu bändigen.
    Und deshalb verführen die Ungeschicklichkeit und Unachtsamkeit die Beziehungspartner manchmal dazu, im Streit etwas zu sagen, was die andere Person verletzt. Man kann sein Gegenüber in einer Beziehung aber auch überfordern. Dabei denkt man, der andere ist stark genug, alles was man ihm sagt, auch wegstecken zu können. Deshalb ist das Wichtigste in Konfliktsituationen, seine eigenen Emotionen und Gefühle im Griff zu behalten.
    Ich denke, es ist wichtig, stets versöhnlich mit einander umzugehen und bei Konflikten stets vom Positiven auszugehen. Ich versuche – natürlich gelingt mir das nicht immer – sachlich zu bleiben und den anderen nicht unter der Gürtellinie verbal zu verletzen. Ich finde, es ist ein Nogo, dabei immer wieder in alten Wunden herum zustechen.
    Wir beide, mein Partner und ich, verhalten uns in Konfliktsituationen mit immer wiederkehrenden gleichbleibenden Verhaltensmustern. Deshalb versuchen wir, diese zu durchbrechen, wenn es zu keinem konstruktiven Gesprächsverhalten kommt und wir kein Ergebnis erzielen. Wir haben hier auch schon einmal eine professionelle Unterstützung eines Paartherapeuten als sehr hilfreich empfunden, um ein neues Verhalten miteinander zu erlernen und einzuüben.
    Dabei lernt man, in einem friedlichen Gespräch die eigenen Wünsche zu äußern und darüber zu sprechen. Es ist wichtig, dabei das zu beschreiben, was einem persönlich ganz wichtig ist. Wem es gelingt, gegenseitige Achtung und Respekt für einander zum Ausdruck zu bringen, der kommt der Konfliktbewältigung schon ein ganz schönes Stückchen näher. Und das hat uns in unserer Partnerschaft geholfen, auch persönlich zu wachsen.

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    1. Soheila Mojtabaei Beitragsautor

      Hallo Christine, Hallo Gerd,
      vielen Dank für euren Kommentar!
      Recht habt ihr, Konflikte in der Partnerschaft zu lösen, ist oft nicht ganz einfach. Dennoch zu lösen 🙂 Die Ehrlichkeit und Offenheit der Partner ist sehr wichtig dabei.
      Die lieben Muster! Wir kennen sie alle.
      Herzlichen Glückwunsch zu gelungenem Durchbruch!
      Ein Beweis dafür, dass Veränderungen möglich sind. Danke und weiterhin viel Glück!
      Einen sehr wichtigen Punkt sprecht ihr an: Wünsche äußern! Und auch die Störfaktoren zu benennen.
      An sich selbst und an der Beziehung zu arbeiten, fruchtet Liebesglück!

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