Geschichten – auch für Paare

Geschichten und Zitate können die Fantasie und damit alle Sinne anregen.

Geschichten sind wie Bildersprache. Das Unbewusste (#Lumly) versteht die Bildersprache sehr gut.

Geschichten für Paare

„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es
vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“

Konfuzius

Welches Thema interessiert euch als Paar? Mal über Liebe und Romantik, mal einfach Märchen hören? Kurzgeschichten erzählen?

Findet und gestaltet gemeinsame Zeit mit dem Lesen und Erzählen von Geschichten

Aus Geschichten können wir lernen. Geschichten regen zum Nachdenken an. Wir können neue Aspekte in Geschichten entdecken. Wikipedia

Als Paarkönnt ihr Gedichten und Geschichten in eurer gemeinsamen Freizeit füreinander vorlesen!

Poesie ist die Sprache des Herzen, der Liebe. Wer von euch kennt Liebesgedichte?

Nossrat Peseschkian schreibt über die Funktionen der Geschichten:

„Geschichten öffnen das Tor zur Fantasie, zum bildhaften Denken, zum Staunen und Wundern. Sie sind gewissermaßen träger der Kreativität und somit ein Mittler zwischen lustbetontem Wollen und der Wirklichkeit. Damit modellieren die Geschichten eine Beziehung zu den persönlichen Wünschen und den Zielen der nahen und fernen Zukunft. Geschichten geben Raum für Utopien, den Alternativen zur Wirklichkeit.“

Geschichte eines älteren Paares: 50 Jahre Höflichkeit

Geschichten – auch für Paare

„Es gibt Menschen, die einem kleine Höflichkeiten aufdrängen, um nachher
große Gegendienste verlangen zu können.“ August Strindberg

Geschichte eines älteren Ehepaares, das nach langen Ehejahren das Fest der Goldenen Hochzeit feierte.

Beim gemeinsamen Frühstück dachte die Frau: „Seit 50 Jahren habe ich immer auf meinen Mann Rücksicht genommen und ihm immer das knusprige Oberteil des Brötchens gegeben. Heute will ich mir endlich diese Delikatesse gönnen.“ Sie schmierte sich das Oberteil des Brötchens und gab das andere Teil ihrem Mann.

Entgegen ihrer Erwartung war dieser hocherfreut, küsste ihre Hand und sagte: „Mein Liebling, du bereitest mir die größte Freude des Tages. Über 50 Jahre habe ich das Brötchen-Unterteil nicht mehr gegessen, das ich am allerliebsten mag. Ich dachte mir immer, du solltest es haben, weil es dir so gut schmeckt.“

Von Nossrat Peseschkian (Gründer der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychotherapie e.V.)
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Geschichten, Sprüche, Weisheiten und Zitate zum Thema Selbstwert

Geschichte einer alten Uhr und ihres Wertes: 

Bild ©WilliPuschel-Pixabay

Der Vater lag im Sterben. Er rief seinen einzigen Sohn, der noch recht jung und unerfahren ist, zu sich: „Schau mein Sohn, diese Uhr ist über 200 Jahre alt. Bevor ich sie dir gebe, möchte ich dass Du drei Sachen für mich erledigst!“

Sohn: Bitte Vater ,was möchtest du?

Vater: „Nimm diese Uhr und bring sie ins Café und frage ob sie jemand kaufen würde, und für wie viel?“

Als der Junge wiederkam sagte er: „Papa , viele haben sich die Uhr angesehen, aber mehr als 5€ hat keiner geboten.“

Vater: „OK mein Sohn. Dann geh jetzt zum Uhrmacher in der Stadt und frag wie viel er dafür geben würde!“

Sohn: „Papa, der Uhrmacher hat mir auch nur etwa 5€ geboten, weil die so alt und abgenutzt ist.“

Vater: „OK mein Sohn. Dann geh jetzt ins Museum und frage, was sie dafür zahlen würden!“

Nach 30 Min kommt der Sohn sichtlich nachdenklich und verblüfft heim: „Papa, das Museum hat sofort einen Gutachter bestellt und mir 1 Mio. für die Uhr angeboten!!!“

Vater: „Siehst du mein Sohn? Wenn du am falschen Ort bist, wird niemand deinen Wert schätzen, oder aber versuchen dich unter Wert auszubeuten. Umgebe dich mit guten Menschen, die nicht den Nutzen in dir sehen, sondern diesen kostbaren Menschen, der Du bist. Erst diese Menschen werden dir den Wert geben, den Du verdienst. Vergiss nie, wie kostbar du bist! Am richtigen Ort werden die richtigen Menschen immer großen Wert auf dich legen!“

Diese schöne Geschichte habe in in der Facebook-Gruppe „Vera F. Birkenbihl und andere schlaue Leute“ gefunden. Mir ist leider der Verfasser unbekannt. Kennst du ihn?

 

Geschichte – Die Kraft der Wärme

Geschichten für Paare

„Die wirkungsvollste Energiequelle unseres Lebens ist
und bleibt die menschliche Wärme.“

Ernst Ferstl

Einst stritten sich Sonne und Wind: wer von ihnen beiden der Stärkere sei, und man ward einig: derjenige solle dafür gelten, der einen Wanderer, den sie eben vor sich sahen, am ersten nötigen würde, seinen Mantel abzulegen.

Sogleich begann der Wind zu stürmen; Regen und Hagelschauer unterstützten ihn. Der arme Wanderer jammerte und zagte; aber immer fester und fester wickelte er sich in seinen Mantel ein, und setzte seinen Weg fort, so gut er konnte.

Jetzt kam die Reihe an die Sonne. Senkrecht und kraftvoll ließ sie ihre Strahlen herabfallen.

Himmel und Erde wurden heiter; die Lüfte erwärmten sich.

Der Wanderer vermochte nicht länger den Mantel auf seinen Schultern zu erdulden. Er warf ihn ab und erquickte sich im Schatten eines Baumes, indes die Sonne sich ihres Sieges erfreute. Zehnmal sicherer wirken Milde und Freundlichkeit, als Ungestüm und Strenge.

Von August Meißners sämtliche Werke, Sechster Band: Fabeln, Fünftes Buch, 28. Fabel, S. 212–213. Wien, 1813
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Der schwarze Punkt

Eines Tages kam ein Professor in die Klasse und schlug einen Überraschungstest vor.

Er verteilte sogleich das Aufgabenblatt, das wie üblich mit dem Text nach unten zeigte.

Dann forderte er seine Studenten auf, die Seite umzudrehen und zu beginnen.

Zur Überraschung aller gab es keine Fragen – nur einen schwarzen Punkt in der Mitte der Seite.

Nun erklärte der Professor folgendes: „Ich möchte Sie bitten, das aufzuschreiben, was Sie dort sehen.“

Die Schüler waren verwirrt, aber begannen mit ihrer Arbeit. Am Ende der Stunde sammelte der Professor alle Antworten ein und begann sie laut vorzulesen.

Alle Schüler ohne Ausnahme hatten den schwarzen Punkt beschrieben – seine Position in der Mitte des Blattes, seine Lage im Raum, sein Größenverhältnis zum Papier usw.

Nun lächelte der Professor und sagte:
Ich wollte Ihnen eine Aufgabe zum Nachdenken geben.
Niemand hat etwas über den weißen Teil des Papiers geschrieben. Jeder konzentrierte sich auf den schwarzen Punkt – und das gleiche geschieht in unserem Leben. Wir haben ein weißes Papier erhalten, um es zu nutzen und zu genießen, aber wir konzentrieren uns immer auf die dunklen Flecken. Unser Leben ist ein Geschenk, das wir mit Liebe und Sorgfalt hüten sollten und es gibt eigentlich immer einen Grund zum Feiern – die Natur erneuert sich jeden Tag, unsere Freunde, unsere Familie, die Arbeit, die uns eine Existenz bietet, die Wunder, die wir jeden Tag sehen …

Doch wir sind oft nur auf die dunklen Flecken konzentriert – die gesundheitlichen Probleme, der Mangel an Geld, die komplizierte Beziehung mit einem Familienmitglied, die Enttäuschung mit einem Freund, Erwartungshaltungen usw.

Die dunklen Flecken sind sehr klein im Vergleich zu allem, was wir in unserem Leben haben, aber sie sind diejenigen, die unseren Geist beschäftigen und trüben.

Nehmen Sie die schwarzen Punkte wahr, doch richten Sie ihre Aufmerksamkeit mehr auf das gesamte weiße Papier und damit auf die Möglichkeiten und glücklichen Momente in ihrem Leben und teilen sie es mit anderen Menschen!

Verfasser unbekannt


Geschichte einer unglücklichen Frau

Geschichte-unglückliche Frau

„Wer glücklich ist, fühlt. Wer unglücklich ist, denkt.“ Joachim Fernau

Es war einmal eine erwachsene Frau, die sehr unglücklich war.

Sie hatte das Gefühl etwas Wichtiges verloren zu haben, nicht mehr zu wissen, wo sie eigentlich hin möchte und vieles in ihrem Leben war ihr gleichgültig geworden.

Sie fühlte sich so ohnmächtig und hilflos darüber, dass sie sich eines Tages, einfach in die Ecke ihres Zimmers setzte und weinte. Sie wollte einfach gar nichts mehr tun, und am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst.

Plötzlich hörte sie eine Stimme die sie rief. Ganz erschrocken blickte sie auf, doch es war niemand da.

„Ich bin hier, in dir“, sagte die Stimme. „Warum bist du so traurig?“

„Ich weiß nicht mehr weiter. Wer bist du?“, sagte die Frau, die nun das Schluchzen aufgehört hatte.

„Ich bin deine Seele“, antwortete die Stimme, „ich bin hier um dir zu helfen, doch brauche ich dazu wiederum deine Hilfe.“

„Sieh her“, begann die Seele zu erklären, „du möchtest wissen, wie es weitergeht, und ich weiß es. Es ist nur so, dass ich es dir nur sagen kann, wenn du erlaubst, dass wir zusammen arbeiten.“

– „Tun wir das nicht?“, fragte die Frau erstaunt.

„Nun, nicht ganz. Irgendwann in deinem Leben, hast du angefangen dir zu wünschen, dass du alles unter Kontrolle hast, damit du die Erlebnisse, die dich verletzt haben, nicht mehr erleben musst. Und irgendwann zu diesem Zeitpunkt hast du mich weggeschickt. Je mehr du also alles unter Kontrolle haben wolltest, desto mehr musste ich mich zurückziehen. Denn ich mache manchmal verrückte Dinge oder bringe dich an Orte, die dir erstmal gar nicht gefallen, wo es aber etwas tolles zu entdecken gibt. Weil du das aber nicht mehr wolltest, und ich dich so sehr liebe, wie du es dir gar nicht vorstellen kannst, hab ich mich zurückgehalten.“

„Wirklich? Ich habe das gar nicht gemerkt.“, sagte die Frau.

Die Seele antwortete: „Ja, da hattest du es nicht bemerkt, aber nun spürst du, dass dir etwas fehlt.“

– „Das stimmt.“

„Was kann ich also tun?“ fragte die Frau ihre Seele.

Die Seele antwortete: „Lass mich ans Steuerrad. Lass es zu, dass ich lenke. Hab keine Angst, ich weiß wohin es gehen soll. Lass den Wunsch, alles unter Kontrolle zu haben wieder los und erkenne, dass es ein Irrtum war, dir dies zu wünschen.“
„Ich bin für dich da“, fuhr sie fort, „und pass auf dich auf. Wenn du es mir erlaubst, dich zu leiten, brauchst du vor nichts mehr Angst zu haben, vor allem nicht davor, verletzt zu werden, denn ich weiß, wie man heilt. Nichts wird dir wirklich etwas anhaben können, wenn du mir vertraust. Ich werde dir die Geheimnisse des Lebens zeigen und zeigen, wie du Glück und Liebe findest.“

Ein bisher ungekanntes, wohliges Kribbeln durchfuhr den Körper der Frau, deren Tränen nun getrocknet waren.

„Ja“, sagte sie nun zu ihrer Seele, „ich möchte das. Ich erlaube dir mich zu leiten und zu führen.“

Daraufhin wurde das Kribbeln immer stärker und so belebend, dass sich die Frau nun nicht mehr schwach und hilflos fühlte, sondern stark und kraftvoll.

„Spürst du? Da bin ich. Zusammen sind wir stark. Mit mir bist du nicht mehr klein, sondern groß. Zusammen können wir alles schaffen!“

Da schossen der Frau erneut Tränen in die Augen, doch es waren keine Tränen der Trauer, sondern Tränen der Freude. Sie fing an ganz laut zu lachen und ganz vorsichtig zu tänzeln, bis sie schließlich durch den ganzen Raum tanzte und dabei lachte und Freudentränen weinte. Und die Rückkehr ihrer Seele feierte.

-Verfasser unbekannt

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Eine persische Geschichte: Die perfekte Frau

Geschichten für Paare

„Nur einmal vorgestellt, es gäbe Menschen, die perfekt wären: Ich glaube nicht,
dass Menschen Menschen lieben könnten, die perfekt sind.“ Wolfgang J. Reus

Ein Schüler fragte Nasrudin eines Tages, warum er nie geheiratet habe.

„Ach“, antwortete Nasrudin, „ich hatte mir vorgenommen, nur dann zu heiraten, wenn ich die perfekte Frau gefunden habe. So suchte ich lange Jahre und begegnete vielen Frauen, die nett und schön und intelligent waren. Aber keine davon perfekt.“

Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: „Eines Tages sah ich sie. Ich wusste sofort, dass sie in jeder Hinsicht perfekt war. Und als ich sie dann kennen lernte, stellte sich heraus, dass sie tatsächlich in jeder Hinsicht ein makelloses Juwel war.“

„Und warum hast du sie dann nicht geheiratet?“, fragte der Schüler.

Nasrudin seufzte tief: „Das Problem war, dass sie den perfekten Mann suchte.“

(persische Lebensweisheit)
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Geschichten: Nähe und Distanz

Geschichten - Nähe und Distanz

„Wir standen uns so nah, dass es zwischen uns keinen Platz mehr
gab für Gefühle.“ Stanislaw Jerzy Lec

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich, an einem kalten Wintertage, recht nahe zusammen, um durch die gegenseitige Wärme sich vor dem Erfrieren zu schützen.

Jedoch bald empfanden sie die Gegenseiten Stacheln; welches sie dann wieder voneinander entfernte.

Wenn nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; so dass sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

A. Schopenhauer – Geschichten
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Selbstliebe

Geschichten: Das Herz fühlt, der Verstand denkt!

Herz-Verstand-Geschichten für Paare

„Beherzige deine Gedanken und köpfe nicht deine Gefühle.“ Nossrat Peseschkian

Eines Tages machte sich der Verstand auf, das Herz zu besuchen. Er wollte mit dem Herz dringend etwas klären.

Er durchdrang einige ihm unwirklich und unsinnig erscheinende Welten, um zum Herz zu gelangen. Als er das Herz erreichte, staunte er, denn so groß hatte er es sich nicht vorgestellt. Freundlich begrüßte er das Herz und sprach:

Verstand: Du, Herz, ich weiß, dass du mich schon seit langer Zeit immer mehr ablehnst. Weißt du denn nicht, dass ich immer nur das denke, was ich für richtig halte? Ich will doch nicht gegen dich kämpfen. Ich weiß, ich muss mit dir auskommen, ob das nun so vernünftig ist, oder nicht. Was bleibt uns anderes übrig?“

Das Herz lächelte und erwiderte darauf:  Du, Verstand, ich fühle, dass auch du mich seit langer Zeit immer mehr ablehnst. Fühlst du denn nicht, dass ich immer nur das empfinde, was ich für richtig halte? Und kämpfen kann ich gar nicht. Ich kann nur lieben, leiden, zulassen, oder loslassen. Doch das alles hat die gleiche Kraft wie du, wenn du kämpfst.

Der Verstand: Aber Herz, denk doch mal nach, wie viele Schmerzen du erleidest, weil du ohne mich gar nicht weißt, wo die Gefahren lauern!

Das Herz: Du magst manchmal Recht haben. Aber ich kann weder denken noch wissen. Ich kann nur fühlen. Spürst du denn nicht, wie viel Freude dir entgangen wäre, wenn ich mich nicht hingegeben und vertraut hätte?

Nun ja. Ich muss zugeben, das klingt einleuchtend. Aber ich kann nicht fühlen und spüren, deshalb verwirrt es mich auch immer wieder, durch welche Welten du mich schickst. Ständig ziehst du mich hinauf oder hinunter. Mir wird dann ganz schwindelig. Ich kann dieses für mich unsinnige Drunter -und – Drüber einfach nicht verstehen, darum fange ich an gegen dich zu kämpfen.

Ich bin nun mal ein Herz. Was meinst du denn, wie es für mich ist, wenn ich randvoll bin mit Liebe und du stößt mir ständig deine Ellenbogen in die Seite und sagst, pass auf, das kann schief gehen. Oder ich fühle Trauer, die ich bewältigen muss, doch du verlangst von mir, diese in mir zu begraben und mich zusammenzureißen.

„Wenn du mich ständig dazu zwingen willst, meine Gefühle zu verdrängen, sind sie nicht verschwunden, nur für dich nicht mehr sichtbar. Ich trage sie wie eine schwere Last mit mir herum.“

Das ist nicht gut“ sagte der Verstand, das weiß sogar ich. – Ich hab es gelesen. Wir sind so gegensätzlich. Es muss doch aber einen Sinn haben, dass wir gezwungen sind mit einander auszukommen.

Das hat es auch, sagte das Herz, ich fühle, dass gerade diese Gegensätze nicht dazu da sind, dass wir einander kleiner machen, sondern uns gegenseitig bereichern. Ich werde in Zukunft versuchen zu spüren, wenn du mich warnen willst, und den Weg zu empfinden, den du mir zeigst. Mehr kann ich nicht für uns beide tun, denn ich werde immer ein Herz sein und auf mein Gefühl hören.

Das ist schon sehr viel sprach der Verstand anerkennend, dann will ich nicht mehr mit Ellenbogen gegen dich vorgehen, sondern dich mit meinem Rat begleiten.

Das Herz fühlt und der Verstand denkt auch weiterhin, aber sie waren sich ihrer einzigartigen Aufgabe bewusst und konnten viele Abschnitte des Weges friedlich nebeneinander gehen.

Diese schöne Geschichte ist von Nicole Schrader
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Der wahre Liebe

die wahre Liebe - Geschichte

 

„Hast du einen Menschen gern, so musst du ihn versteh’n.
Musst nicht immer hier und da, seine Fehler seh’n.
Schau mit Liebe und Verzeih‘, denn am Ende bist du selbst nicht fehlerfrei.“

Goethe

Einst verliebte sich ein Frosch in eine Maus und auch die Maus fand an dem Frosch Gefallen und erwiderte seine Liebe.

Beide hatten sehr verschiedene Arten zu leben und hatten sich viel zu erzählen. Des Abends wenn sie zusammen saßen, erzählte der Frosch von seinem tiefen Teich und all den Dingen, die es darin zu sehen und zu finden gab. Er erzählte von den Fischen und dem alten Seehecht(Fischfresser, Räuber), der auf dem Grund des Teiches lebte und all den Gefahren, die er schon durchgestanden hatte.

Die Maus liebte diese Geschichten und fand sie faszinierend und spannend. Sie konnte ihm einfach stundenlang zuhören. Sie erzählte ihrerseits davon, wie man gefräßigen Katzen entkommt, wie man Vorräte für den Winter zusammensammelt, und wie man tiefe Gänge in die Erde gräbt, und dass es gut ist, immer einen zusätzlichen Gang zu graben, falls der Hauptgang einmal verschüttet ist, oder gerade ein bedrohlicher Feind davor wartet. Manchmal ist es einfach gut, wenn man durch einen Hinterausgang verschwinden kann.

Wie sie so erzählten, kam der Frosch auf den Gedanken, die Maus könne ihm einmal durch den Hinterausgang entschwinden, und da er sie doch so sehr liebte, begann er zunehmend unruhiger zu werden. Dies merkte die Maus und fragte den Frosch, was ihn beunruhige. Der Frosch mochte nicht so recht erklären, was ihn so unruhig machte und sprach schließlich:

Weißt Du, manchmal bekomme ich Angst, wir könnten uns verlieren, und ich liebe Dich doch so!

Ach“ diese Angst habe ich auch manchmal,“ sprach da die Maus, denn sie fürchtete, der Frosch könne ihr irgendwann entspringen und auf nimmer Wiedersehen in den tiefen Teich abtauchen.

Aber wir könnten doch unsere Hände zusammenbinden, dann könnten wir uns nie verlieren, sprach der Frosch und der Maus war es nur recht, und so banden sie ihre Hände zusammen, die Maus die rechte und der Frosch die linke. Nun fühlten sie sich schon wesentlich sicherer.

Nur zusammen zu gehen, machte nun einige Probleme. So wollte der Frosch oft hüpfen und hatte Schwierigkeiten mit den kleinen Schritten der Maus, die ihrerseits durch den unregelmäßigen Gang des Frosches immer wieder aus ihrem Rhythmus kam und ins Stolpern geriet.

Auch konnte die Maus nicht mehr in ihre Gänge schlüpfen, denn der Frosch war zu ungelenk, um sich durch die schmalen Gänge zu zwängen und war es ihm doch einmal gelungen, so stieß er fortwährend mit seinem Kopf an, da er das Hüpfen einfach nicht lassen konnte.

Die Maus hielt das Hüpfen für eine schlechte Angewohnheit und meinte, dass es dem Frosch schon gelingen könne, anständig zu laufen. Er müsse nur ernsthaft den Willen haben, das Hüpfen aufzugeben.

Denn wo ein Wille sei, da sei auch ein Weg.

Und sie erzählte ihm, wie schwer es manchmal gewesen sei, sich durch harten Boden einen Gang zu graben und dass man, wenn man nur will, mit den scharfen Mausezähnen, die härtesten Dinge durchknabbern kann, und der Frosch versprach es wirklich ernsthaft zu versuchen.

Ja, sprach die Maus, es ist wirklich schwierig in der Liebe, doch wenn man sich wirklich liebt, arbeitet man aneinander und versucht dem anderen zu helfen, damit er sich weiterentwickeln und seine schlechten Eigenschaften abstreifen kann.

Der Frosch wiederum versuchte die Maus zu überzeugen, dass es ein Genuss sei, mit einem hohen Bogen in den Teich zu springen und durch die tiefen Fluten hinab zum Grund zu tauchen, um dort in alte weggeworfene Lederstiefel zu schlüpfen und die Fische an sich vorbeischwimmen zu lassen.

Doch die Maus hatte Angst vor dem Wasser. Der Frosch aber war der Ansicht: Wenn man nur wirklich bereit sei, die Angst zu überwinden, würde es schon klappen, denn aller Anfang sei schwer. Doch die Maus war nicht bereit, ihre Angst zu überwinden.

Dies alles tat ihrer Liebe jedoch keinen Abbruch, und sie liebten sich weiterhin inniglich.

Nach einer Weile sprach jedoch die Maus: Weißt Du, ich kann Deine rechte Hand nicht sehen. Und in der Liebe sollte man sich doch alles sagen und ganz offen zueinander sein, und da sei es doch nicht in Ordnung, wenn man bestimmte Dinge voreinander versteckt.

Der Frosch fand dies auch, denn in der Liebe möchte man an allem teilhaben und alles, alles wissen, was der andere tut. Und so banden sie die anderen Hände auch noch zusammen. Das Gehen wurde natürlich noch beschwerlicher, aber wo wahre Liebe ist, erträgt man jegliche Unannehmlichkeiten, denn jede Schwierigkeit schmiedet einen nur fester zusammen.

Das Leben wurde ein wenig eintöniger, denn der Frosch konnte nicht mehr von seinen neuen Erlebnissen im See erzählen und die Maus wusste auch nichts Neues zu berichten, da sie nun alles zusammen machten. So erzählte der Frosch von früheren Zeiten, wo er noch im See umhergeschwommen ist, doch nach einer Weile kannte die Maus alle Geschichten und wurde zunehmend ungehalten, wenn der Frosch schon wieder mit seinen alten Seeerlebnissen anfing.

Doch auch die Maus konnte nur noch von Dingen berichten, die sie früher erlebt hatte, und meist kannte der Frosch die Geschichte schon und hörte gar nicht mehr richtig zu.

Nie hörst du mir zu, du beachtest mich überhaupt nicht mehr,

…beschwerte sich die Maus, denn wenn man sich wirklich liebt, schenkt man dem anderen alle Aufmerksamkeit.

Ach, sprach der Frosch, es liegt wohl daran, dass ich in der letzten Zeit so müde bin, es ist bestimmt das Wetter, es hat wirklich nichts mit Dir zu tun.

Doch die Maus meinte: Wenn man jemanden wirklich liebt, hört man ihm auch zu, wenn man müde ist. Obwohl sie sich nichts mehr zu erzählen hatten, liebten sie sich immer noch und die Maus meinte, dass wahre Liebe ist, wenn man zusammen schweigen kann und sich Verliebte auch ohne Worte verstehen, und der Frosch fügte hinzu: Gerade ohne Worte, denn Reden ist Silber und Schweigen ist Gold.

Doch bei aller Liebe und allem Bemühen wollte dem Frosch der gleichmäßige Gang nicht gelingen, und wer sich wirklich liebt, macht doch alles gemeinsam.

Und da die Maus nicht aufhören wollte, das beständige Gehüpfe des Frosches zu bemängeln, denn sie wollte nur das Beste für den Frosch, und er andererseits ihr es doch wirklich recht machen wollte, denn wenn man jemanden liebt, möchte man dem anderen jeden Gefallen tun, kam der Frosch auf die Idee:

Wir könnten, doch auch eins unserer Beine zusammenbinden, dann können wir noch besser alles zusammen machen: Ist es in der Liebe nicht so, dass man alles gemeinsam tun will?

Gesagt getan und wie der Frosch es im Geheimen vermutet hatte, hatte es nun mit dem Hüpfen ein Ende. Zwar kamen beide nun nur noch unter großen Mühen und sehr langsam voran, aber sie wussten nun, dass sie richtig zusammengehörten und was ist schöner in der Liebe, als zu wissen, dass man wirklich zusammengehört.

Lass uns das andere Bein auch noch zusammenbinden sprach da die Maus.

Meinst Du wirklich wir sollten das tun?“ fragte der Frosch, denn er war nicht mehr sicher, dass sie das Richtige taten.

Du liebst mich doch? fragte die Maus. Ja, ja natürlich sagte der Frosch und sie banden die anderen Beine auch noch zusammen, und was ist schöner an der Liebe, als wenn man unzertrennlich ist. Aber das war nicht gut, denn nun konnten sie sich gar nicht mehr bewegen. So verharrten sie starr und unbeweglich, und auch ihre heiße Liebe schien, allmählich abzukühlen. Ja sie führten ein wahrhaft erbärmliches Leben.

Verfasser dieser Geschichte ist unbekannt.


Angst der Kerze

Geschichte-Angst der Kerze

„Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht.“ Jean Paul Sartre

Eines Tages kam ein Zündholz zur Kerze und sagte: „Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden.“
„O nein!“ erschrak da die Kerze. „Nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt! Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern!“

Und sie begann zu weinen.

Das Zündholz fragte: „Aber willst du denn dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne je gelebt zu haben?“

„Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften“, schluchzte die Kerze unsicher und voller Angst.

„Das ist schon wahr.“ entgegnete das Zündholz. „Aber das ist doch auch das Geheimnis unserer Berufung: Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, das Feuer zu entfachen. Du bist die Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben.“

Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: „Ich bitte dich, zünde mich an.“

Verfasser unbekannt


Selbstliebe: Als ich mich lieben lernte

als ich mich lieben lernte - Selbstliebe

„Eigenliebe ist der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft.“ Oscar Wilde

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und das alles was geschieht, richtig ist

– von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, dass nennt sich VERTRAUEN.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.

Heute weiß ich, dass nennt man AUTHENTISCH-SEIN“.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, wie sehr es jemanden beschämt
ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste,
dass weder die Zeit reif, noch der Mensch dazu bereit war, und auch wenn ich selbst dieser Mensch war.

Heute weiß ich, dass nennt man SELBSTACHTUNG“.

Als ich mich selbst wirklich zu lieben begann,
habe ich aufgehört mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.

Heute weiß ich, dass nennt man „REIFE“.

Als ich mich selbst wirklich zu lieben begann,
habe ich aufgehört mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen,.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude bereitet
was ich liebe und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.

Heute weiß ich, dass nennt man EHRLICHKEIT“.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „GESUNDEN EGOISMUS“

Aber heute weiß ich. Das ist SELBSTLIEBE“.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen
so habe ich mich weniger geirrt.

Heute habe ich erkannt, das nennt man EINFACH-SEIN“.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen,
jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick wo ALLES stattfindet.

So lebe ich heute jeden Tag und nenne es „VOLLKOMMENHEIT“.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner

Diese Verbindung nenne ich heute HERZENSWEISHEIT“.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.

Heute weiß ich, DAS IST DAS LEBEN!“

Charlie Chaplin (an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959)

„Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene
vom Halse zu schaffen.“  Goethe

Download pdf: Als ich mich lieben lernte


Ich bin ich

Beziehung-Selbstliebe-Geschichte

„Wer sich zu oft in Frage stellt, findet mit der Zeit nur noch schwer
eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Da-Seins.“ Ernst Ferstl

Auf der ganzen Welt gibt es niemanden wie mich.
Es gibt Menschen, die mir in vielem gleichen,
aber niemand gleicht mir aufs Haar.
Deshalb ist alles, was von mir kommt, mein Eigenes,
weil ich mich dazu entschlossen habe.

Alles, was mit mir zu tun hat, gehört zu mir.

Mein Körper, mit allem was er tut,
mein Kopf, mit allen Gedanken und Ideen,
meine Augen, mit allen Bildern, die sie erblicken,
meine Gefühle, gleich welcher Art –
Ärger, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung, Begeisterung.
Mein Mund und alle Worte, die aus ihm kommen,
höflich, lieb oder schroff, richtig oder falsch.
Meine Stimme, laut oder leise,
und alles, was ich mir selbst oder anderen tue.

Mir gehören meine Phantasien,

meine Träume, meine Hoffnungen, meine Befürchtungen,
mir gehören all meine Siege und Erfolge
und all meine Niederlagen und Fehler.
Weil ich mir ganz gehöre, kann ich mich näher mit mir vertraut machen.
Dadurch kann ich mich lieben
und alles, was zu mir gehört, freundlich betrachten.
Damit ist es mir möglich, mich voll zu entfalten.

Ich weiß, dass es einiges an mir gibt,

das mich verwirrt, und manches, das ich noch gar nicht kenne.
Aber solange ich freundlich und liebevoll mit mir umgehe,
kann ich mutig und hoffnungsvoll
nach Lösungen für Unklarheiten schauen
und Wege suchen, mehr über mich selbst zu erfahren.
Wie auch immer ich aussehe und mich anhöre,
was ich sage und tue, was ich denke und fühle, immer bin ich es.
Es hat seine Berechtigung, weil es ein Ausdruck dessen ist,
wie es mir im Moment gerade geht.

Wenn ich später zurückschaue,

wie ich ausgesehen und mich angehört habe,
was ich gesagt und getan habe, wie ich gedacht und gefühlt habe,
kann es sein, dass sich einiges davon als unpassend herausstellt.
Ich kann das, was unpassend ist, ablegen
und das, was sich als passend erwiesen hat, beibehalten
und etwas Neues erfinden für das, was ich abgelegt habe.

Ich kann sehen, hören, fühlen, denken, sprechen und handeln.

Ich besitze die Werkzeuge, die ich zum Überleben
brauche, mit denen ich Nähe zu anderen herstellen
und mich schöpferisch ausdrücken kann,
und die mir helfen, einen Sinn und eine Ordnung
in der Welt der Menschen und der Dinge
um mich herum zu finden.

Ich gehöre mir und deshalb kann ich aus mir etwas machen.
Ich bin ich und so, wie ich bin, bin ich ganz in Ordnung.

Virginia Satir, die amerikanische Familientherapeutin


Der Zauberer

 

Der Mullah Nasruddin (ähnlich wie Herr K. im Kalender von Brecht) wollte für seine Frau Nüsse holen, denn sie hatte ihm versprochen, Fesenjan (ein persisches Gericht), das mit Nüssen zubereitet wird, zu kochen.

In der Vorfreude auf seine Lieblingsspeise griff der Mullah tief in den Nusskrug
und fasste so viele Nüsse, wie er nur mit der Hand erreichen konnte.

Als er versuchte, den Arm aus dem Krug herauszuziehen, gelang es ihm nicht.
So sehr er auch zog und zerrte, der Krug gab seine Hand nicht frei.

Er jammerte, stöhnte, fluchte, wie ein Mullah es eigentlich nicht tun sollte, aber nichts half.
Auch als seine Frau den Krug nahm und mit der Gewalt ihres Gewichtes daran zog,
nützte dies nichts. Die Hand blieb fest in dem Hals des Kruges stecken.

Nach vielem vergeblichen Mühen riefen sie ihre Nachbarn zu Hilfe.
Alle verfolgten voller Interesse das Schauspiel, das sich ihnen bot.

Einer der Nachbarn schaute sich den Schaden an und fragte den Mullah, wie dies Missgeschick geschehen konnte.

Mit weinerlicher Stimme und verzweifeltem Stöhnen berichtete der Mullah übers Unglück.
Der Nachbar sagte: „Ich helfe dir, wenn du genau das tust, was ich dir sage!“

„Mit Handkuss mache ich das, was du mir sagt, wenn du mich nur von diesem Ungeheuer von Krug befreist.“

„Dann schiebe deinen Arm wieder in den Krug hinein.“

Dem Mullah kam dies erstaunlich vor, denn warum sollte er mit dem Arm in den Krug hineinfahren, wo er ihn doch heraus haben wollte. Doch er tat, wie ihm geheißen.

Der Nachbar fuhr fort: “Öffne deine Hand, und lasse die Nüsse fallen, die du festhältst.”

Dieses Ansinnen erregte den Unwillen des Mullah, wollte er doch gerade die Nüsse für seine Lieblingsspeise herausholen, und jetzt sollte er sie einfach fallen lassen. Widerwillig folgte er den Anweisungen seines Helfers.

Der sagte: „Mach deine Hand ganz schmal und ziehe sie langsam aus dem Krug heraus.“
Und siehe, der Mullah tat, wie ihm geheißen. Ohne Schwierigkeiten zog er seine Hand aus dem Krug.

Ganz zufrieden war er aber noch nicht. „Meine Hand ist jetzt frei, wo bleiben aber meine Nüsse?“

Da nahm der Nachbar den Krug, kippte ihn um und ließ so viele Nüsse herausrollen, wie der Mullah brauchte.

Mit größer werdenden Augen und vor Erstaunen geöffnetem Mund sah der Mullah zu
und sagte: “Bist du ein Zauberer?“

Nosrat Peseschkian: „Der Kaufmann und der Papagei“, Frankfurt/M


 

Ungleiche Boten

 

Der Adler hörte einst viel Rühmens von der Nachtigall und hätte gerne Gewissheit gehabt, ob alles auf Wahrheit beruhe.

Darum schickte er den Pfau und die Lerche aus, sie sollten das Federkleid der Nachtigall betrachten und ihren Gesang belauschen. Als sie wiederkamen:

Sprach der Pfau: „Der Anblick ihres erbärmlichen Kittels hat mich so verdrossen, dass ich ihren Gesang gar nicht gehört habe.“

Die Lerche sprach: „Ihr Gesang hat mich so entzückt, dass ich vergaß, auf ihr Federkleid zu achten.“

Verfasser unbekannt

*Bilder: Pixabay