Der Mann in der Mitte des Lebens und Selbstzweifel! Was tun?

 Wenn der Mann in der Mitte seines Lebens zu zweifeln beginnt!

Der Mann Udo, 45 Jahre steht fest im Beruf – Abteilungsleiter in einem Versicherungsunternehmen, hat zwei erwachsene Kinder,  joggt 3-4 Mal in der Woche und ist körperlich gesund.

Mann Midlife Crisis_Selbstzweifel

Lebenskrise, Depression? Selbstwertprobleme?

Udo fühlt sich nach seinem 45. Geburtstagsfest nicht mehr wohl. Er wundert sich: “Ich habe einen guten Beruf, verdiene gut, den Kindern geht es gut, lebe in einer funktionierenden Beziehung und habe ein ruhiges Leben.”

Alles scheint sich aber auf eingefahrenen Gleisen abzuspielen.

War mein bisheriges Leben eigentlich das, was ich immer wollte?

Wovon habe ich immer geträumt?

Er hat den Eindruck, in ein tiefes Loch gefallen zu sein. Verzweifelt fragt er sich, womit er so unglücklich und unzufrieden ist.

Er nimmt das Gefühl wahr, von nun an geht es bei ihm bergab. Es fällt ihm zunehmend schwer, sich in seinem Job zu motivieren. Er ist genervt von den Konflikten einzelner Beschäftigter in seiner Abteilung und von ihren Forderungen und Ansprüchen an ihn als Chef.

Die Beziehung zu seiner Frau empfindet er als eingefahren. Alles scheint nur noch Gewohnheit zu sein. Ihm fehlen Freude und Leidenschaft.

Die Kinder brauchen ihn immer weniger, sind kaum noch im Haus und gehen ihre eigenen Wege. Er funktioniert nur noch. Traurig und verzweifelt fragt er sich, welchen Sinn sein Leben noch hat.

Er will sich aber mit seiner Midlife-Crisis nicht abfinden und sucht nach Auswegen. Da er sich im Großen und Ganzen verorten möchte, setzt sich mit religiösen Fragen auseinander und findet den Weg in eine Kirchengemeinde.

Da ihn aber auf Dauer auch die kirchlichen Strukturen stören und er letztlich keine religiöse Heimat findet, beschäftigt er sich mit anderen spirituellen Wegen wie dem Zen-Buddhismus und der Meditationspraxis.

Im Job strebt er schließlich die Frühverrentung an. Er verliebt sich neu und trennt sich von seiner Frau…

Manche Menschen durchlaufen die Phase des Älterwerdens (40 +) mit Zweifeln (Midlife-Crisis) – Zweifel an sich selbst, nämlich an ihrem Wert (Selbstwert), an ihren Fähigkeiten und an ihrer Selbstwirksamkeit.

Unser Leben besteht aus Wandel, Übergängen, Wendepunkten und Veränderungen. Das erfahren und erleben wir ständig. Veränderungen und immer wieder neue Sinnfindung gehören nun mal zum Leben und zu unserer Persönlichkeitsentwicklung.

Nun steht der Mann mitten im Leben und…

…es kündigt sich ein erneuter Wandel Richtung Älterwerden an.

Fragen eines Manns beim Älterwerden könnten sein:

  • Wie überwinde ich diese Klippe?
  • Welche Vor- und Nachteile bringt die Reife mit sich?
  • Was gewinne und was verliere ich?

Die Antwort auf die Fragen, ob es zur Krise führt oder zur Weiterentwicklung des Selbst, ist abhängig von der Persönlichkeit des Mannes, von seiner inneren Haltung und seinen Einstellungen (Denk- und Verhaltensmustern). Daraus ergibt sich, wie er den Dreh hin bekommt.

Die Krise in der Lebensmitte ist beim Mann wie die Wechseljahre bei der Frau. Reifer und älter werden kann zur Krise führen, Selbstzweifel hervorrufen oder die Entwicklung des Mannes fördern.

Selbstzweifel melden sich beim Mann, wenn er

  • jenseits des 40. Lebensjahrs die Midlife-Crisis wie eine Bedrohung wirkt. Hat der Mann auch Verlustängste?
  • unzufrieden ist – mit sich selbst, mit seinem Beruf, in seiner Beziehung… – Selbstvertrauen und Zuversicht sind abwesend.
  • seine Wünsche und Ansprüche als nicht erfüllt erlebt: Habe ich alles richtig gemacht?
  • das Gefühl hat, sich zu sehr angepasst und weniger selbstbestimmt gelebt zu haben – beruflich wie privat.
  • meint, seine innere Haltung (innere Stimme) ihm einredet, selbst nichts bewirken zu können.

Wie fühlt sich sein inneres Team?

Bei dem Mann melden sich nur dann Selbstzweifel, wenn er sich nicht um sein inneres Team kümmert, es vernachlässigt. Der innere Kritiker macht sich in der Innenwelt breit.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens?

Dieser psychische Zustand der Unsicherheit und viele Ängste stellen die Lebens-Sinn-Frage.

Midlife-Crisis beinhaltet die seelische Auswirkungen des Älterwerdens: Der Mann hat Ängste und Befürchtungen bezüglich des Älterwerdens. Er zweifelt genau genommen an sich selbst. Damit sind Denken und Handeln gegen ihn gerichtet.

In der Phase der Verzweiflung kennen sich viele Männer gar nicht wieder:

  • „Ich stehe sonst so fest im Leben!“,
  • „Ich weiß, was ich kann.“

„Sei dir selbst ein starkes Fundament. Zweifle nicht an dir selbst!“

Manche Menschen können das Älterwerden nicht akzeptieren. Männer verhalten sich anders als Frauen:

  • Männer neigen zur Selbstbestätigung mit jüngeren Frauen.
  • Frauen kaufen manchmal teure Kosmetik, um ihre Falten zu kaschieren oder  unterziehen sich Schönheitsbehandlungen.

Ihr Fokus ist nach außen gerichtet: Wie wirke ich auf andere? Was denken andere von mir? Wie sehen sie mich?

Ständiges Sich-selbst-unterminieren nimmt ihm jede Zuversicht.

Er ist nicht mehr wirklich er selbst. Das kostet wahnsinnig viel Energie und, besonders gemein: Er strahlt Unsicherheit aus – was wiederum beeinflusst, wie ihn sein Umfeld sieht und mit ihm umgeht. Das kann zu ständigem Stress – Frustration und Burnout führen.

Jung oder in der Mitte des Lebens: Der Mann kennt sich nicht wirklich gut genug. Er hat vielleicht veraltete und nie hinterfragte Erwartungen und Vorstellungen. Das raubt seinen Überblick, seine Energie und Orientierung.

Lieber Mann, du kannst das Älterwerden nicht stoppen. Du kannst doch das Beste aus der Mitte deines Lebens machen.

Ich lade dich ein, die Midlife-Crisis als Chance für deine persönliche Weiterentwicklung zu betrachten.

Entwickle in drei Schritten eine gesunde Haltung zum Älterwerden:

1. Schritt: Perspektive wechseln

Vertraue deinen Fähigkeiten, damit du in deinem Leben viel bewirken kannst. Trainiere Kompetenzen zur Selbststeuerung!

Deine Gedanken, deine Sicht der Dinge bestimmen deine Gefühle. Du bist so alt, wie du dich fühlst. Dieses Gefühl ist von deinen Gedanken beeinflusst. Mach dir deine Denkmuster bewusst, stell sie in deinen Dienst. (s. Übung unten)

2. Schritt: Innehalten

Nimm dir Zeit für dich und richte den Blick in dein Inneres.

Diese Phase bietet dir die Chance zu einem neuen Aufbruch, stellt dir neue Herausforderungen und Aufgaben. Du hast vieles bis jetzt bestanden: Studium abgeschlossen, einen gut bezahlten Beruf gehabt, Familie gegründet, Kinder großgezogen.
Was ist deine nächste Herausforderung? Welche Wünsche hast du noch offen? Wozu willst du  dich noch freiwillig (selbstbestimmt) verpflichten? Was motiviert dich? Vielleicht spürst du den Drang zur Veränderung…

3. Schritt: Bilanz ziehen:

Schreib dir auf,

  • was du alles erreicht hast und was noch erreichen willst (Sinnfindung).
  • wie du nach deinen inneren Werten und Prinzipien gelebt hast?
  • warum du denkst, jetzt die höchste Zeit für Veränderung ist?

Du hast die Freiheit, diese Phase deines Lebens selbstbestimmt und im Einklang mit den eigenen Motiven und Werten zu gestalten.

Ich halte viel davon, sich selbst und den eigenen inneren Antreibern auf die Spur zu kommen, tiefer in sich selbst hineinzuschauen. Was wir von uns zu wissen glauben, ist nur ein Teil des Gesamt-Bildes.

Mit Selbsterkenntnis und Training der Kompetenzen zum Selbstmanagement kannst du jede Krise, jede Veränderung, jeden Wandel überstehen und das Beste daraus machen.

Lernen und Genießen sind das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Lernen ohne Genießen verhärmt, Genießen ohne Lernen verblödet.
(Richard David Precht in Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“)

Diese Fragen können hilfreich sein:

  • Wer bin ich eigentlich? Wo stehe ich gerade?
  • Was wollte ich immer sein, werden, machen, erreichen?
  • Wovon habe ich immer geträumt? Träume ich überhaupt noch?
  • Was will ich noch lernen? Welche Möglichkeiten habe ich, die ich ausschöpfen will?
  • Welche Ziele will ich entwickeln? Ziele haben magische Kraft, geben dem Leben Richtung und Sinn.

Ich lade dich zu einer wirksamen Übung ein:

Diese Übung wirkt Wunder:

  • werde dir der eigenen Denkmuster bewusst,
  • sei Herr deiner eigenen Gedanken und
  • steigere deine eigene Selbstwirksamkeit.

Du bist was du denkst, was du von dir hältst. Kopf und Körper beeinflussen sich gegenseitig.

Mann - Lebenskrise_Depression_Selbstwertprobleme

So wie Mann denkt, so fühlt er sich.

 

Die Übung, die Wunder wirkt (Virginia Satir):

Führe ein Tagebuch und arbeite mit vier Fragen! Das hilft,

  • eigene Denkmuster zu erkennen und Fehler beim Denken zu korrigieren,
  • deinen wahren Selbstwert zu erkennen,
  • selbstbestimmtes Denken und Handeln zu üben – positive Selbstinstruktion.

Die vier Fragen, die dir bewusst machen…

wie du in welcher Situation denkst:

  1. Lege eine Situation, ein Thema und vielleicht auch eine Person, die deine Gedanken bestimmen. Beschreibe sie!
  2. Was sind deine Gedanken in dieser Situation? Was ist das Thema! Welche Personen spielen in dieser Situation eine Rolle?
  3. Welche Gefühle erzeugen diese Gedanken?
  4. Wie verhältst du dich aus diesen Gefühlen heraus?

Erinnerung: Emotionen leiten das Verhalten.

Beispiel für alte Denkmuster mit negativen Wirkungen:

Ich übertreibe die Fehler beim Denken, die Stress verursachen.

  1. Situation: Älterwerden! Ich werde immer älter
  2. Gedanken: Oh, wie schnell geht das Leben an mir vorbei!!! Ok, finanziell bin ich gut dran. Die Kinder sind versorgt. Was ist mit mir selbst? Nie hatte ich Zeit gehabt, mich und meine Gefühle wahrzunehmen. Die Angst verfolgt mich, nicht richtig im Leben angekommen zu sein. 🙁
    Womit bin ich eigentlich unzufrieden? Mit fehlt einfach der Kick in meiner Partnerschaft, keine Leidenschaft mehr. Bin ich überhaupt noch attraktiv für sie? Werde ich noch geliebt und akzeptiert? Ich widmete mich immer dem materiellen Wohlergehen der Familie. Wir hatten als Paar weniger Zeit füreinander. –> Der Kopf ist voll und der Körper angespannt. Und der Schlaf?
  3. Gefühle: Verzweiflung, Angst, Verlustgefühl, Hilflosigkeit, Lustlosigkeit, gestresst, genervt, machtlos den negativen Gefühlen ausgeliefert, antriebslos, müde…
  4. Verhalten: sich zurückziehen, schlechtes Gewissen, in der Trauer versinken, Energieverlust, kraftlos, tatenlos und …

Stehe zu dir und gehe deinem Hobby nach!

Mann-Midlife-Crisis-Selbstzweifel oder Freude

Beispiel für die Entwicklung neuer Denkmuster! Positive Selbstinstruktion, Selbstwirksamkeit:

  1. Situation: Älterwerden! Ich werde immer älter.
  2. Gedanken: reflektieren – mit Reife nimmt vielleicht die körperliche Kondition allmählich ab. Ich muss langsamer werden und nicht mehr wie in jungen Jahren auspowern. Ich habe jetzt Zeit zu sortieren, was wichtig und was unwichtig ist. Auch habe ich mehr Zeit für die Beziehung, ich kann sie wieder beleben. Nicht durchdrehen! Das ist nur eine Phase im Leben. Ich habe immer den Herausforderungen meines Lebens gut standgehalten, bin jetzt reicher an Erfahrungen und habe die Macht, mein Leben zu steuern. Es liegt in meiner Hand, mein Leben so gestalten, wie es mir förderlich ist. Wie will die nächsten Jahre meines Lebens mit allem Neuen leben, woran habe ich Freude?
  3. Gefühle: frei, gelassen, mächtig, stolz, dankbar, großartig,  voller Tatendrang
  4. Verhalten: Ich handele selbstbestimmt und mutig, kümmere mich um meine Beziehung und meine Freunde (auch soziales Engagement), besuche mit meinem Partner/meiner Partnerin einen Tanzkurs, gestalte schöne gemeinsamen Unternehmungen mit meinen lieben Freunden, Ausstellungen, Besichtigungen von Städten, Kurzurlaube zwischendurch, kulturelle Veranstaltungen, mache manchmal verrückte Sachen wie im morgenfrischen, feuchten Gras barfuß zu joggen …   und vergesse die sportlichen Aktivitäten wie Tischtennis, Wandern oder Radfahren nicht.

Schreibe deine Erfolge in dein Erfolgsbuch!

 

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Herzlichst mit besten Wünschen für dich

Soheila

„Wer einem Menschen dazu verhilft, mit seinem innersten Wesen in Kontakt zu kommen, schenkt ihm einen Kompass für das ganze Leben.“ Julius Kuhl

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Der innere Kritiker und seine Verbündete

Das Unbewusste: Dein Lumly

 

6 Kommentare zu “Der Mann in der Mitte des Lebens und Selbstzweifel! Was tun?

  1. Roland Kroiss

    Lieber Robert Ellmerer, das ist grandios geschrieben! Und im Endeffekt geht es tatsächlich, ganz unverstellt und gnadenlos, um die Anerkennung der eigenen Sterblichkeit! Das fällt vielen Menschen unglaublich schwer. In unseren Industriegesellschaften mit Leistungsdenken ist es ein echtes Tabu. Aber der Tod trifft Menschen aller (!) Altersgruppen. Immer wieder sterben Menschen um uns herum. Das blenden die meisten einfach aus. Mors certa, hora incerta.

    Antworten
    1. Soheila Mojtabaei Beitragsautor

      Hallo @Roland,
      herzlichen Dank für deinen Kommentar!
      Wie recht du hast, dass der liebe @Robert Ellmerer wichtige Punkte angesprochen hat. Ein weiser Mann!
      Richtig, die Sterblichkeit anerkennen sollten wir. Dabei aber nicht das Leben im Hier und Jetzt vergessen 🙂
      Herzlich
      Soheila

      Antworten
  2. Robert Ellmerer

    target="_blank" Der Mann in der Lebensmitte…

    Ob bereits mit 45 oder erst mit 55 – die Ursachen sind, aus meiner Sicht, die selben – und der Unterschied zu Frauen mag sein, dass Frauen (vereinfacht ausgedrückt) grundsätzlich ganz pragmatisch auf Lebenserhalt ausgerichtet sind.
    Der Mann scheint dagegen, schon von jungen Jahren an, regelrecht gezwungen sich einen Lebenssinn aneignen zu müssen, weshalb er vielleicht auch Wertungen unterliegt, die für Frauen niemals gelten würden – zB: ein Mann wird in der Regel (und mehrfach in seinem Leben) von anderen Männern „zum Mann geschlagen“ wie zB: Karl/ Kurt, Fritz ist ein echter Kerl als: = ein richtiger Mann! Das würde Frauen für eine Frau nicht einmal im Traum einfallen.
    Was passiert aber nun mit Männern, die ein gewisses Alter erreichen?
    Die „Adelung“ ist schon etliche Jahre vorbei, der Mann, im Beruf gesattelt, braucht das auch nicht mehr gehört im Gegenteil nun zu jenen die andere, jüngere Männer auszeichnen (oder auch nicht) und eines Tages passiert dramatisches: Er erfährt das erste Mal bewusst, dass er schwächer wird; körperlich, mental oder auch beides. Dann stellt sich irgendwann der Gedanke an seine Sterblichkeit ein. Manche beginnen nun noch härter und mehr zu arbeiten, manche lassen sich ein wenig gehen – aber der Unausweichlichkeit des eigenen Todes entkommt ein Mann nicht.
    Es mag individuell verschieden sein, dem einen gelingt es besser sein immer näher kommendes Ende zu verdrängen, dem anderen gelingt es schlechter – ganz schlecht ist aber etwas, dass viele Männer betrifft: sie empfinden ihre Ängste als absolut nicht tragbar. Zuzugeben, dass sie Angst haben über einen breiten Graben zu springen geht schon eher. Aber zuzugeben, dass sie heute bereits Angst vor dem Tod haben, das ist einfach lächerlich.
    Dazu mag kommen, dass es keinen Freundeskreis gibt. Viele Männer haben Kumpels – aber echte Freunde? Männer, oder zumindest einen Mann, mit dem sie intimste Gedanken und Empfindungen ganz offen und rückhaltlos besprechen…? Im Gegenteil, wenn es schon um Gefühle geht, dann sprechen Männer lieber mit Frauen, die manchmal sehr gut verstehen, manchmal nicht ganz so gut, aber IMMER gut tun, weil Frauen in der Regel vorurteilslos zuhören können – das genügt oft schon.
    Was fehlt im Leben von MENSCHEN, denn im Kern betroffen sind nicht nur die Männer, bei denen tritt es nur eher und vehement zu Tage (siehe oben: Ausrichtung der Frauen) ist zu verstehen, dass das Leben aus sich heraus nur erfüllt lebbar ist, wenn es unbedingt mit Älter werden und letztlich mit dem Tod abschließt.
    Jede/r kann sich selbst in die Fantasie vertiefen, wie unser individuelles Leben aussehen würde, wenn wir 300, 500 Jahre alt würden oder gar nicht sterben müssten? Was erleben wir, wenn wir immer im selben Rad laufen? Wie haben wir denn unsere Leben bisher gestaltet? Was haben wir verändert, da es uns doch so sehr und so lange Zeit bereits nervt? Den Job gewechselt? Den Wohnort? Unsere Beziehungen verbessert?
    Das was DER Mann vielleicht auch erfasst mit dem – oft sogar gar nicht so sehr bewusst erlebten Gedanken an seine Sterblichkeit, es ist gar nicht so selten eher ein diffuses Empfinden von Endlichkeit, die bereits begonnen hat – IST gerade auch das erfassen, dass er etliches nicht mehr beginnen, vieles gar nicht mehr schaffen könnte. Untrainiert, weil er sich nie die Zeit nahm Sport zu betreiben, wie ehemals in jungen Jahren, muss er mit 60 tatsächlich den Gedanken jetzt endlich alle Alpengipfel zu besteigen endgültig aufgeben – und solche Beispiele mag es viele mehr geben…
    der Mann erfasst, dass er schwach ist UND dass er so viel versäumte, was unwiederbringlich sein mag.
    Der Gedanke, was wohl jetzt zu tun wäre… schwierig bis unlösbar. Früher ging er rasch auf ein paar Bier, vergaß seine Sorgen und erschuf sich im Beruf oder sonst wo regelrecht neu – aber heute? Manchmal ist er sogar für die paar Bier zu alt, der Kopf brummt am nächsten Tag schlimmer als früher und auch die Übelkeit verschwindet nicht mehr so rasch…
    Ab 45, am Höhepunkt seiner beruflichen Karriere und wenn die Kinder ein gewisses Alter und mehr an Unabhängigkeit erreicht haben, mag es hilfreich sein sich mit Inhalten zu befassen, die scheinbar so gar nichts mit dem Leben, speziell mit männlichem Leben, zu tun haben scheint.
    Die Energie, die oft und so viele Jahre nach außen, nach Umsetzung in Projekten drängte, könnte eine Umkehrung erfahren und nach innen gehen. Geruhsamkeit, als neue Gelassenheit, ein sich sammeln und aufmerksam werden, als neu geschärfte Achtsamkeit auf einfachere und scheinbar banalere Dinge, auch und gerade auf emotionale Vorgänge in sich selbst, können hilfreich sein und einen Steg, später eine nette Straße, zu neuem Verständnis für das Leben an sich und seinen Wert sein.
    Erweiterung der Sensibilität bei Betrachten von Situationen und Dingen, abstrakten wie realen, verhilft dazu gedankliche Wertungen hinter sich zu lassen; jede Wertung – eigentlich egal ob negativ oder positiv – ist ein kleiner Käfig, der uns von etwas trennt anstatt uns zu vereinen. Hingabe, dieses Männern so lange unheimlich erscheinende weibliche Prinzip – ist der eigentliche Schlüssel dazu.
    Im Osten sagen sie zu solchen Übungen Meditation. Im Westen werden andere Begriffe verwendet, oft angelehnt, oft irreführend, was egal ist, wenn es den Zweck erfüllt. Frauen betreiben oft Jahrelang Yoga, Meditation, spezielle Gymnastiken, aber allemal eher weichere Formen, die eben die achtsame Nach-Innen-Schau ermöglicht. Das können und sollten Männer erlernen, auf ihrem Weg ins Alter – aber jedenfalls aufhören sich an anderen oder Zuständen zu messen, weil bei diesem Wettkampf kann man/n nur depressiv werden und muss auf der Strecke hängen bleiben…
    elRo

    Antworten
    1. Soheila

      Lieber Robert,
      herzlichen Dank für deinen wertvollen und anregenden Kommentar!
      Bitte entschuldige, dass ich schweigsam das Lesen deiner Gedanken genossen habe, vielseitig und Weise.
      Männer sollen deinen Tipps folgen und zu sich zurückfinden. Wir Frauen machen das auch 🙂
      Was wissen wir Frauen über Männer? Und was wissen Männer über sich selbst?
      Hoffen wir auf wirkliches Sich-Selbst-Sein!
      Herzlich
      Soheila

      Antworten
  3. Günter Haase

    Vielen Dank Soheila für deinen wunderbar ansprechenden Artikel.
    Sanft auf unsere manchmal verqueren Denk- und Verhaltensmuster hinweisend und mutmachend für die Zukunft.
    Besonders hat mich gefreut, auch verrückte Sachen wie “barfuß im Gras zu joggen” zu erwähnen.
    Das bringt den Mann im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung. Und nebenbei: das ist auch motivierend und anregend für die Partnerin….

    Antworten
    1. Soheila

      Vielen Dank Günter für deinen Kommentar!
      Ich freue mich, dass mein Artikel dir gefällt.
      Ja, wir sind besonders im höhen Alter oft unabhängig von Meinung der anderen über uns.
      Der Fokus ändert sich und daher können wir uns vieles mehr erlauben wie zum Beispiel die freudigen inneren Kinder austoben lassen 🙂

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